Tinnitus - Ursachen, Folgen und Behandlung
Viele kennen das unangenehme Piepsen, das nach einem lauten Konzert- oder Clubabend hartnäckig im Ohr bleibt. Das Geräusch, das man bei einem Tinnitus wahrnimmt, ist ein hoher Ton, Summen oder Pfeifen, bei dem keine äußere Ursache zu finden ist.
Das Geräusch ist ungefährlich, kann aber die Psyche der Betroffenen stark belasten. Denn wenn diese Erscheinung zum Dauerzustand wird, ist der Tinnitus besonders in einer stillen Umgebung laut zu hören und kann im alltäglichen Leben als so störend empfunden werden, dass sich psychische Belastungen und Störung entwickeln können.
Wie entsteht ein Tinnitus?
Das Geräusch kann unterschiedliche Ursachen haben - zum Beispiel Entzündungen, körperliche Erkrankungen, muskuläre Verspannungen, ein Lärmtrauma oder aber auch psychische Belastung wie Angst oder Stress. Einige Menschen erleben vorübergehende Episoden eines Tinnitus, während es für andere zu einem chronischen Zustand werden kann.
Seinen gemeinsamen Ursprung hat der Tinnitus in den Veränderungen unserer Hörverarbeitung im Gehirn: Mit der altersbedingten Beschädigung von Haarzellen im Hörorgan entsteht ein Störsignal. Das störende Geräusch hören wir nicht, denn es wird normalerweise von einem speziellen Bereich im Gehirn, dem Thalamus, unterdrückt. Doch im Falle eines Tinnitus wird das Störgeräusch nicht mehr unterdrückt, sondern das Gegenteil tritt ein: Es wird ganz bewusst wahrgenommen.
Gefangen im Teufelskreis
Plötzlich ist also die Aufmerksamkeit durch unterschiedliche Auslöser auf dieses Störgeräusch gerichtet. Wenn es einmal bewusst wahrgenommen wurde, lenkt das Gehirn automatisch immer wieder seine Aufmerksamkeit darauf, denn es will wissen, woher das Geräusch stammt und was es zu bedeuten hat. Die durch Neugier und Unsicherheit gelenkte Aufmerksamkeit verstärkt also die genaue Beobachtung des Tinnitus.
So können Betroffene in einem Teufelskreis gefangen sein: Je genauer hingehört wird, desto präsenter und lauter wird der Tinnitus, und damit nimmt auch die negative Bewertung und psychische Belastung zu.
Der dadurch ausgelöste Leidensdruck und Stress verfestigen das Problem weiter, denn durch den angespannten Zustand bleibt unser Alarmsystem an und unser Gehirn wird weiterhin genau beobachten, ob und wie laut es piepst. Reduktion von Anspannung und Stress, also aktive Entspannung, könnte hier dafür sorgen, dass sich unser Alarmzustand beruhigt, wir uns sicherer fühlen und aufhören, alle Reize um und in uns genau zu beobachten.
Behandlung von Tinnitus: Ein ganzheitlicher Ansatz
Es müssen verschiedene Aspekte des Lebens einschließlich medizinisch-körperlicher, umweltbezogener und psychologischer Faktoren in die Behandlung miteinbezogen werden. Eine der ersten Maßnahmen bei der Behandlung von Tinnitus besteht darin, potenzielle Ursachen möglichst rasch zu identifizieren. Ein Besuch beim Hals, Nasen, Ohren (HNO) Arzt oder Ärztin ist hier unabdingbar, um eine genaue Diagnose zu erhalten und geeignete Behandlungsmaßnahmen einzuleiten.
Nach der medizinischen Abklärung können sich Betroffene den psychischen Anteilen des Tinnitus widmen. Hier spielt die Wissensvermittlung eine große Rolle sowie das Vermitteln von Techniken zur Lenkung von Aufmerksamkeit und Stressregulation. In der klinisch-psychologische Behandlung lege ich vor allem den Fokus auf individuelle Belastungen und Bedürfnisse der betroffenen Person. In Kombination mit medizinischen und/oder physikalischen Therapien kann der Tinnitus so reduziert und die Lebensqualität gesteigert werden.