Panikattacke: was wirklich passiert, wieso und wie die Behandlung aussehen kann
Sie kommen unerwartet und sind für Körper und Geist zwar extrem unangenehm aber dennoch ungefährlich. Obwohl bis zu 70 Prozent aller Menschen mindestens einmal eine Panikattacke erleben, ist der Begriff zwar geläufig, aber die Bedeutung, Ursachen und Behandlung sind oft unklar.
Was ist eine Panikattacke?
Eine Panikattacke beschreibt eine kurze Phase intensiver Angst, die von unangenehmen körperlichen Symptomen und rasenden Gedanken begleitet wird. Die körperlichen Symptome einer Panikattacke können sich sehr beängstigend anfühlen: Plötzlich schlägt das Herz sehr schnell, der Blutdruck steigt, die Atmung beschleunigt sich, man schwitzt und zittert, Beine und Arme können kribbeln und sich taub anfühlen, Übelkeit und Schwindel treten auf.
Kurz während und vor einer Panikattacke beginnen die Gedanken der Betroffenen zu rasen und drehen sich nur noch um das Gefühl, keine Kontrolle mehr über den Körper zu haben, hilflos zu sein, und reichen bis hin zu dem Gefühl, gänzlich verrückt zu werden, sich selbst „von oben“ zuzusehen oder in diesem Moment sterben zu müssen. Häufige Angstgedanken sind zum Beispiel: „Ich bekomme keine Luft, ich habe einen Herzinfarkt, ich falle in Ohnmacht, ich drehe durch.“
Panikattacken sind nicht gefährlich
Eine Panikattacke dauert nur einige Minuten und ist trotz der unangenehmen Begleiterscheinungen völlig ungefährlich. Häufig werden die Attacken von Gedanken an ein Herzversagen, einen Herzinfarkt oder den Tod begleitet, denn die körperlichen Symptome können sehr intensiv sein. Weil Betroffene denken, sie seien in Gefahr, schüttet das Gehirn Stresshormone aus und aktiviert das Alarmsystem des Körpers. Es entsteht ein Teufelskreis aus der Aktivierung des Stresssystems, katastrophisierenden Gedanken und dem starken Gefühl der Angst.
Der Fokus auf das Innere
Die Aufmerksamkeitslenkung ist bei Panikattacken ausschlaggebend. Jeder achtet mehr oder weniger darauf, wie das Herz schlägt oder ob man gerade gut durchatmen kann. Bei Menschen mit Panikattacken ist diese Wahrnehmung stark geschärft, sodass das Vertrauen in den eigenen Körper zunehmend verloren geht. Fantasie und Körperwahrnehmung vermischen sich, es entsteht ein Teufelskreis, in dem man noch mehr darauf achtet, was der Körper macht, wodurch die Angst verstärkt wird, dass etwas Gefährliches passiert.
Vermeidungsverhalten
Wenn die Panikattacke vorbei ist und der Körper nicht mehr im Alarmzustand ist, bleibt ein bedrohliches Gefühl und die Angst, dass es wieder plötzlich zu einer Panikattacke kommt. Durch diese Erwartungsangst kommt es oft zu Vermeidungsverhalten, und viele alltägliche Situationen wie Einkaufen, Bahn fahren oder Essen gehen werden gemieden, da befürchtet wird, in genau dieser unangenehmen Situation wieder eine Attacke zu erleiden. Manchmal geht es so weit, dass die betroffenen Personen gar nicht mehr aus dem Haus gehen. Vermeidung verstärkt jedoch auf lange Sicht die Angst.
Braucht es Auslöser?
Oft werden Panikattacken durch Situationen oder Dinge ausgelöst, die Angst machen. In der klinischen Psychologie spricht man hier von Phobien, die durch Panikattacken erschwert werden. Panikattacken können jedoch auch oft wie aus heiterem Himmel auftauchen, ohne dass es einen ersichtlichen Grund dafür gibt. Wenn man jedoch genauer hinschaut, reichen schon die kleinsten Auslöser, die meist einen körperlichen Ursprung haben.
Wie behandelt man Panikattacken?
Hauptbestandteil der Behandlung ist die Vermittlung von Wissen über die psychischen und körperlichen Vorgänge während der Panikattacke sowie Entspannungstechniken, bei denen die Atmung eine wichtige Rolle spielt. Es wird herausgefunden, welche Denkmuster die Angst verstärken und wie damit umgegangen werden kann. Der nächste Schritt ist die verhaltensorientierte Konfrontation mit den körperlichen Symptomen, die Angst auslösen. Das Ziel ist, dass Betroffene lernen, wieder Vertrauen in die eigenen körperlichen Vorgänge zu entwickeln. Je nachdem, ob eine Panikstörung oder eine Phobie vorliegt, wird die Behandlung angepasst.
Panikattacken zeigen sich häufig in Phasen von akutem oder langanhaltendem Stress, Belastungen oder im Rahmen anderer psychischer Erkrankungen. Regelmäßig auftretende Panikattacken verschwinden selten von selbst, daher braucht es Hilfe von außen. Es gilt: Je früher sie behandelt werden, desto besser.
Quellen:
Berking M, Rief W (2012) Klinische Psychologie und Psychotherapie für Bachelor Band II: Therapieverfahren. Lesen, Hören, Lernen im Web. Springer, Berlin
T. In-Albon, J. Margraf: Panik und Agoraphobie. In: Hans-Ulrich Wittchen, Jürgen Hoyer (Hrsg.): Klinische Psychologie und Psychotherapie. Springer, Berlin, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-13017-5, S. 915–935, doi:10.1007/978-3-642-13018-2_41.