Schlaf, seine Mythen, Schlafstörungen und ihre Behandlung
Während des Schlafens befinden wir uns in einem äußerst vulnerablen, also verwundbaren Zustand, bei dem uns Gefahren besonders bedrohen könnten. Obwohl der Schlaf also gewisse Risiken mit sich bringt, blieb er uns trotzdem Jahrtausende lang evolutionär erhalten.
Schlaf ist nämlich ein überlebenswichtiger Zustand, in dem sich unser Körper und Geist erholen können. Die Sinneseindrücke des Tages können verarbeitet werden, unser Immunsystem lernt und wird gestärkt, unser Körper entspannt.
Der Schlaf-Wach-Rhythmus von 24 Stunden wird durch sogenannte Zeitgeber gesteuert, wie beispielsweise die Lichtverhältnisse bei Tag oder Nacht, was wir untertags unternehmen, unsere Ernährung und unsere Körpertemperatur oder der Hormonhaushalt.
Der Schlaf ist in Schlafphasen und -zyklen unterteilt
Jeder Mensch durchläuft im Schlaf mehrere Zyklen, immer in der gleichen Reihenfolge, von Schlafphase 1 bis 4. Die Zyklen dauern um die 90 Minuten , die wiederholen sich 4 bis 7 Mal während der Nacht und unterscheiden sich durch eine unterschiedliche Schlaftiefe.
Je nach Lebensphase unterscheiden sich die Abfolge und Dauer der Zyklen. Babys verbringen beispielsweise fast ausschließlich ihren Schlaf in der REM (Rapid Eye Movement) Schlafphase, während erwachsene Gehirne alle Phasen ähnlich lang durchlaufen.
Was ist eigentlich „guter“ Schlaf?
Guter Schlaf ist reine Definitionssache und variiert individuell. Eigens aufgestellte Regeln, was guter Schlaf genau sein und wie er sich anfühlen sollte, wirken oftmals kontraproduktiv und können Druck erzeugen. Während einige Menschen mit etwa 6 Stunden Schlaf auskommen, benötigen andere bis zu 10 Stunden.
Wichtig ist zu erkennen, dass die eigene Definition von normalen Schlaf auch stressfördernd sein kann. Ein flexiblerer Blick auf den Schlaf, die Schlafdauer und Qualität sind von Vorteil. Beispielsweise kann die Qualität des Schlafes anstatt an der Dauer der Schlafstunden mit der Anzahl der Schlafzyklen pro Nacht gemessen werden. Das kann den Druck, in der Nacht genügend Schlaf zu bekommen, reduzieren indem bewusst wird, dass man einige Zyklen in der Nacht durchgegangen ist und so trotzdem genügend Schlaf bekommen hat.
Fehlannahmen und Schlafmythen
Mythen über den Schlaf können Schlafstörungen verstärken. Dennoch halten sich hartnäckig einige Fehlannahmen über das Schlafen, die im Falle einer Schlafstörung oder Hypnophobie (Angst vor dem Schlaf) aufzuklären sind.
Eine häufige Fehlannahme dreht sich darum, dass guter Schlaf gleichzeitig Durchschlafen bedeutet. Jeder Mensch wacht nachts mehrmals kurz auf, niemand schläft wirklich durch. Es kommt nur darauf an, ob wir das Aufwachen bewusst oder unbewusst wahrnehmen und wie wir es bewerten.
Eine andere Mythe im Zusammenhang mit Schlaf ist, dass Menschen, die spät schlafen gehen, lange schlafen und dann spät aufstehen, faul sind. In der Psychologie wird hier nicht bewertet sondern zwischen sogenannten Chronotypen unterschieden, die stark oder schwach ausgeprägte Morgen- oder Abendmenschen beschreiben.
Die sogenannte Lerche steht gerne früh auf, ist in den Stunden bis Mittag am produktivsten und geht früh schlafen. Die Eule hingehen erlebt ihre beste Zeit am Nachmittag, Abend bis spät in die Nachtstunden und den Schlaf in den Morgenstunden nach holt.
Es ist hilfreich zu wissen, welcher Schlaftyp einen am besten beschreibt. Dadurch können die Tag- und Nachtgewohnheiten so gut es geht anpasst werden. Es ist klar, dass der Arbeitsalltag meistens Eulen in ihren Vorlieben einschränken wird, vielleicht ist es aber möglich im Familien- oder Beziehungsleben Strukturen zu schaffen, die den Chronotyp unterstützen.
Wann spricht man von einer Schlafstörung?
Jeder kennt wohl das Gefühl, ein oder zwei Nächte schlecht geschlafen zu haben. Wenn man jedoch über eine längere Periode Probleme beim Ein- oder Durchschlafen hat, kann sich eine Schlafstörung entwickeln.
Von Insomnie (Ein- und Durchschlafstörung) spricht man, wenn Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen oder frühzeitiges Aufwachen am Morgen mindestens dreimal pro Woche auftreten und seit mindestens einem Monat bestehen.
Der Schlaf wird von Betroffenen als nicht erholsam oder unzureichend empfunden. Auch das Vorhandensein von Tagesmüdigkeit und eine erhöhte Müdigkeit und Erschöpfung während des Tages ist Teil des Störungsbildes. Oft stellen sich Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme ein, denn durch den Schlafmangel lässt die Fähigkeit zum klaren Denken nach. Es kann auch in Folge zu depressiven Verstimmungen und verminderten Antrieb kommen.
Der Schlaf wird häufig auf einmal mit viel mehr Vorsicht behandelt und alles was mit ihm zu tun hat, mit Samthandschuhen angefasst. Es bilden sich immer mehr Maßnahmen zur Vorsicht und Sicherheit aus, die einen besseren Schlaf versprechen sollen. Diese Maßnahmen können aber auf Dauer im Alltag sehr einschränkend wirken - beispielsweise wenn man sich sehr strenge Regeln setzt, wann und wie man zu Bett gehen muss. Denn in Wirklichkeit schafft man sich durch diese Regeln mehr Druck und Stress.
Wie werden Schlafstörungen behandelt?
Schlafstörungen sollten nicht allein bewältigt werden. Eine Abklärung bei ÄrztInnen der Allgemeinmedizin, Psychiatrie oder Neurologie ist unbedingt notwendig, um den Schlafzustand zu untersuchen und gegebenenfalls medizinisch zu behandeln.
Wenn medizinische Ursachen ausgeschlossen sind, ist eine effektive Behandlung durch Techniken der kognitive Verhaltenstherapie möglich, besonders wenn Angst und Stress eine Rolle spielen. Hier werden neben Entspannungs- und Stressregulationstechniken auch kognitive Strategien angewendet, um negative Denkmuster zu erkennen und daraufhin zu verändern. Mit dem Erlernen neuer Verhaltensstrategien werden gesunde Schlafgewohnheiten entwickelt und im Alttag umgesetzt.
Mehr Informationen zur Behandlung finden Sie unter diesem Link auf meiner Website. Zögern Sie nicht, bei Fragen über Schlaf, Schlafproblemen oder einer Schlafstörung mit mir in Kontakt zu treten.